Kleiner Einblick in die Geschichte der Erforschung des Magen-Darm-Traktes
- Valerie
- 26. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Apr.
Wie hängt unser Magen-Darm-Trakt mit dem Gehirn und unseren Gefühlen zusammen?
Anfang des 19ten Jahrhundert, war es völlig normal, dass man annahm, wenn der Magen/Darm in irgendeiner Weise krank ist, dass es mit der Psyche, dem Verhalten bzw. unseren Emotionen zusammenhing.
Um 1811 schrieb ein Doktor namens Abernathy über die Beziehungen zwischen dem Magen-Darm-Trakt, Stimmungen und anderen Störungen der Gesundheit. Er sagte schon damals, dass man lieber natürliche Lebensmittel verzehren sollte, statt die verarbeiteten Produkte, die damals mit der industriellen Revolution einhergingen.
Ab circa 1828 wurde der Magen und der Darm immer mehr zum eigenständigen Organ, durch die Unterteilung in einzelne Segmente und das Verständnis der fortschreitenden Medizin und Forschung. Man fing an das Organ nicht mehr als Teil eines Ganzen zu betrachten, sondern nur noch das Organ an sich zu analysieren und entwickelte neue Methoden der Diagnose.
Man fing an zu operieren, Säureblocker zu geben (oder andere Behandlungsmethoden) und ließ dabei die psychische Komponente komplett außer Acht.
Anfang des 20. Jahrhundert dann, war man frustriert, da man immer noch nicht alles verstand, trotz der verschiedenen Methoden und Operationen, die durchgeführt werden konnten. Dies führte zu einem erneuten Umdenken.
Viele Ärzte der damaligen Zeit, bestanden darauf das ein Problem im Magen oder im Darm in Zusammenhang mit Emotionen und Verhalten stand, bzw. das psychische Probleme bei der Diagnose mit einbezogen werden sollten, wenn man eine Besserung der Symptome oder sogar eine Heilung sehen wollte.
Die Hirn-Bauch-Verbindung bekam neuen Aufschwung. Trotzdem waren nicht alle praktizierenden Ärzte damit konform und wehrten sich gegen diese Zusammenhänge. Es gab einen regelrechten Wettkampf zwischen Ärzten, Psychologen, Pharmakologen etc. Jeder war der Meinung, Recht zu haben.
Danach folgte ein weiteres Hin und Her zwischen den Meinungen im Mainstream. Manche waren überzeugt davon, dass man die Psyche auf keinen Fall außer Acht lassen darf, wenn es um die Behandlung von gastroenterologischen Behandlungen und Heilmethoden ging. Andere schauten sich nach wie vor die Organe isoliert an und behandelten ihre Patienten danach.
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts dann, bekamen die Zusammenhänge zwischen Psyche und Magen-Darm-Problemen erneut Beachtung und man widmete sich wieder mehr der Forschung dieser Zusammenhänge.
Mittlerweile weiß man, dass der Darm sehr viel mehr Aufgaben hat als die bloße Verdauung, dass er Einfluss auf unsere Emotionen hat, deshalb unser Verhalten und somit auch unsere psychische Gesundheit stark beeinflussen kann.
Auch das circa 80 Prozent des Immunsystems in unserem Darm sitzen ist nun bekannt. Was bedeutet, dass er einen großen Einfluss auf unsere allgemeine Gesundheit hat. Wenn der Darm krank ist, dann leidet oft auch der Rest unserer Gesundheit darunter. Wir werden eher krank, fühlen uns schlapp und sind anfälliger für Infektionen, Allergien und dergleichen.
Zudem hat der Darm sozusagen ein eigenes Gehirn, da in den Darmwänden ein Nervensystem verläuft und somit Nervenzellen unabhängig vom Gehirn (in einem bestimmten Rahmen) Signale senden und so die Ausschüttung von vielen Hormonen und Botenstoffen steuern können.
Außerdem stehen diese Nervenzellen in ständiger Kommunikation mit dem Gehirn und vermitteln Informationen über die Situation im Magen-Darm-Trakt.
Substanzen in unserem Darm geben Informationen an das Bauchhirn, welches diese wiederum ans Gehirn weiterleitet.
Das Ganze funktioniert natürlich auch umgekehrt. Die Kommunikation ist nicht einseitig.
Sprichwörter wie „Schmetterlinge im Bauch“, „da dreht sich mir der Magen um“ oder „das schlägt mir auf den Magen“ kommen nicht von ungefähr.
Auch bei bestimmten Gefühlen (bzw. in bestimmten Situationen) spürt man oft eine Reaktion in der Magengegend.
Das Wort Bauchgefühl kennt sicher auch jeder. Man handelt aus dem Bauch heraus.
Es ist schwierig richtig auseinander zu halten, woher die Gefühle nun kommen, ist es eine Bauchentscheidung oder eine Kopfentscheidung? Kann man das überhaupt trennen, wo die beiden doch ständig kommunizieren?
Man sagt auch, dass Intuition eine Bauchentscheidung ist. Oder das jemand verkopft ist.
Ich bin der Meinung, dass man das nicht wirklich so sicher sagen kann. Der Bauch beeinflusst unseren Kopf aber umgekehrt ist es genauso.
Neueste Forschung zeigt sogar, dass Fast Food und stark verarbeitete Lebensmittel bzw. künstliche Lebensmittelzusatzstoffe zum Beispiel Aggressionen, Konzentrationsstörungen, Überaktivität oder Stimmungstiefs triggern können. Denn das Essen sendet im Magen und im Darm Informationen an das Bauchhirn und diese werden sozusagen nach oben weitergeleitet. Da Fast Food stark verarbeitet und keine natürliche Nahrung ist, sind die Informationen wohl nicht besonders gut, welches dann o.g. Reaktionen und Emotionen verursachen kann.
Wie diese Informationsübertragung allerdings ganz genau funktioniert ist noch ein gewisses Rätsel. Es ist bisher nur klar, dass hier Zusammenhänge bestehen.
Zusammenhänge wurden auch zwischen enormem psychischem Stress (Trauma vor allem im frühen Kindesalter, psychische Krankheiten, wie Depression oder Angststörungen, etc.) und einer Verschlechterung der Darmgesundheit und anderen Krankheiten festgestellt.
Hierzu zählen zum Beispiel das Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn und ähnliche.
Die Behandlung vieler Magen-Darm-Erkrankungen sollte demnach nicht nur eine Verbesserung der Gesundheit des Organes beinhalten, sondern auch die Verbesserung der psychischen Gesundheit mit einbeziehen.
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